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Autor: Dr. Markus Heidak (Partner Middle East & Asia #FORTSCHRITT)
- 10.02.2020 -

Das Geschäftsmodell ist Herzstück eines jeden Unternehmens und beschreibt die Funktionsweise sowie die Methodik, mit der ein Unternehmen Gewinne erwirtschaftet. Innovative Konkurrenten, Veränderungen in den Kundenbedürfnissen, agile Start-ups und die Erschließung neuer Märkte sind häufig der Anlass dazu, bestehende Geschäftsmodelle zu überdenken und an die neue Marktsituation anzupassen.

Im öffentlichen Diskurs angekommen

Wie wir mittlerweile alle mitbekommen haben, ist das Thema Digitalisierung fast allgegenwärtig in unserem Leben angekommen. Begriffe wie Big Data, The Internet of Things und Crowdsourcing sind hierbei nur eine kleine Selektion an Buzzwords, die zunehmend im öffentlichen Diskurs an Bedeutung gewinnen.

Wer hierzu die passenden Berichte der vergangenen Monate betrachtet hat, dem fällt auf, dass sich am technologischen Wandel die Geister scheiden. Glaubt man an das digitale Wirtschaftswunder, dann bietet die Digitalisierung ein Potential, das noch lange nicht ausgeschöpft ist. Jedoch gibt es auch Digitalisierungsgegner, die das Ende der Arbeit und den Wegfall ganzer Branchen prognostizieren (Kebbedies, 2019; Frey & Osborn, 2013).

Klar ist, dass die Auswirkungen des technischen Fortschritts vor allem auf mittelständische Unternehmen nicht eindeutig vorhersehbar sind. Geschichtlich betrachtet, hat der technische Fortschritt Arbeit häufig überflüssig gemacht. Jedoch sind an anderen Stellen neue Branchen und Arbeitsplätze entstanden.

Ein Blick zurück

Einst war es die Industrialisierung, dann die Globalisierung und heute ist es die Digitalisierung, die den Druck zu Veränderungen in Unternehmen oder gar ganzen Branchen erzwingt. Unternehmen und Institute mussten und müssen sich permanent den sich wandelnden Gegebenheiten anpassen. In der Industrialisierung war es die Automatisierung, die eine größere Produktionsmenge, damit mehr Absatz und als Ergebnis einen höheren Wohlstand ermöglichte (Brugger, 2019).

Die Globalisierung fungierte als Türöffner, sowohl für die Wirtschaft, als auch für die Gesellschaft. So ermöglichte Sie, neue Märkte zu erschließen, die Geschäftstätigkeiten auszuweiten und neue Mitarbeiter gewinnen zu können. Darüber hinaus ergaben sich völlig neue Möglichkeiten für Tourismus und Forschung (Brugger, 2019).

FORTSCHRITT Time line Digitalisierung

Abb.1: Die Industrialisierung brachte Automatisierung, die Globalisierung öffnete Märke und die Digitalisierung schafft Transparenz – Eine Chance die man nutzen sollte (Brugger, 2019).

 

Alles wird zur App

Zahlreiche Ökonomen und Zukunftsforscher, die sich intensiv mit den Folgen der Digitalisierung beschäftigen, glauben, dass es diesmal mehr Verlierer als Gewinner geben wird (Dörner 2016). Der Co-Autor des Buchs „Dematerialisierung – Die Neuverteilung der Welt in Zeiten des digitalen Darwinismus“, Karl-Heinz Land, spricht von einer „Dematerialisierung“ des gesamten Produktionsprozesses. Land gibt hierbei Denkanstöße und fragt „Was geschieht, wenn alles zur App wird?“. Seine Prognose: Ein großer Teil der Wertschöpfungskette wird überflüssig.

Ein anschauliches Beispiel der bereits initialisierten „Dematerialisierung“ ist die Herstellung von Schlüsseln. Moderne Gebäude verfügen bereits häufig nicht mehr über ein klassisches Schloss mit Schlüssel. Wer möchte, der kann heute seine Wohnungstür mittels App und Smartphone öffnen (Dörner 2016). Hier entfällt erstmals die eigentliche Produktion des Schlüssels, gefolgt von der Herstellung der Produktionsmaschinen, dem Vertrieb und der dazugehörigen Dienstleistung.

Egal welchen Studien und Experten man glaubt, als mittelständisches Unternehmen sollte man das Thema Digitalisierung sicherlich ernst nehmen und überlegen, wie krisensicher das eigene Produkt oder die eigene Dienstleistung wirklich ist. Falls hierbei Zweifel aufkommen sollten, dann ist es durchaus ratsam, Zeit und Mittel aufzubringen, um ein weiteres Standbein aufzubauen und sich dem Thema „digitales Geschäftsmodell“ zu widmen.

Digitale Geschäftsmodelle

Der folgende Abschnitt geht exemplarisch auf die bekanntesten digitalen Geschäftsmodelle ein.

  • E-Commerce
    Das bekannteste digitale Geschäftsmodell ist das E-Commerce-Modell. Das klassische Offline-Modell des Handels wird hier samt materieller Güter in das World Wide Web übertragen. Mittlerweile sind viele Unternehmen aus dem stationären Handel dem nachgekommen und vertreiben ihre Waren zusätzlich auch online.
  • Plattformen
    Die erfolgreichsten digitalen Geschäftsmodelle sind Plattformen, also Marktplätze auf dem sich Käufer Produkte diverser Anbieter online anschauen, bewerten, vergleichen und erwerben können (Brugger, 2019). Dies alles schnell und einfach, direkt vom heimischen Sofa aus (z.B. Amazon, Spotify, ImmobilienScout24, Expedia, Zalando etc.).
  • Freemium
    Ein bekanntes Beispiel für das Freemium-Modell ist Dropbox (Online Festplatte). Basisleistungen sind gratis verfügbar und werden dem Kunden schmackhaft gemacht. Zusatzleistungen wie ein größerer virtueller Speicherplatz, sind allerdings extra Leistungen, die in einer bezahlten Premiumvariante verfügbar sind.
  • Subscription
    Das Subscription Modell zielt darauf ab, dass Kunden einen Service oder ein Produkt mittels monatlichen Beiträgen bezahlen. Ein Beispiel aus der Vergangenheit ist das klassiche Zeitungsabonnoment. Dieses Modell lässt sich mit digitaler Technologie auf unzählige Produkte und Services übertragen.
  • Pay per Use
    Ein bekanntes Beispiel für dieses Modell sind Carsharing-Dienste (Bsp. car2go). Hier zahlen Kunden nur für die Zeit der Nutzung des Produkts. Umsätze sind dementsprechend schwerer zu kalkulieren als beim Subscription-Modell. Allerdings kommt dieser On-Demand-Service bei Kunden momentan sehr gut an.

Der Weg zum passenden Geschäftsmodell

Wer selbständig das passende Geschäftsmodell finden möchte, dem ist empfohlen das Buch „Geschäftsmodelle entwickeln“ von Oliver Gassmann, Michaela Csik und Karolin Frankenberger zu lesen. Hier wird beschrieben, dass rund 90% der Geschäftsmodellinnovationen Rekombinationen von Elementen von bereits bestehenden Geschäftsmodellen sind. Wichtig ist dabei das Prinzip „Kapieren geht vor Kopieren“ (Gassmann, Frankenberger & Csik, 2013).

Ein Geschäftsmodell ist allerdings kein isoliertes Konstrukt sondern ein komplexes Geflecht unterschiedlicher Wirkungsbeziehungen, dass sich in ständiger Wechselwirkung mit dem Ecosystem des Unternehmens befindet (Gassmann, Frankenberger & Csik, 2013).

Dreieck Geschäftsmodelle

Abb. 2: Elemente eines Geschäftsmodells nach Gassmann, Frankenberger & Csik (2013)

 

Folgende Elemente sind nach Gassmann, Frankenberger & Csik (2013) teil eines Geschäftsmodells:

Kunde – Wer ist die Zielgruppe?
Relevante / nichtrelevante Kundensegmente, Kundenfokus, Mittelpunkt des Geschäftsmodells.

Nutzenversprechen – Was wird dem Kunden angeboten?
Was wird dem Zielkunden angeboten, welchen Mehrwert schafft dieses Angebot um die Bedürfnisse zu befriedigen?

Wertschöpfungskette – Wie wird die Leistung erstellt?
Die Koordination der Prozesse und Aktivitäten, der benötigen Ressourcen und Fähigkeiten entlang der Wertschöpfungskette bilden eine weitere Säule des Geschäftsmodells.

Ertrag – Wie wird Wert erzielt?
Finanzielle Betrachtung des Geschäftsmodells, Kostenstrukturen, Ertragsströme, Business Case Rechnung.

Fazit:

Wenn ein mittelständisches Unternehmen ein erfolgreiches und zukunftsfähiges „analoges“ Produkt oder Dienstleistung produziert und vertreibt, dann ist der Druck der durch das Digitalisierungspotential entsteht verkraftbar. Bestehen hier aber Zweifel an der Zukunfstfähigkeit des eigenen analogen Produkts oder Dienstleistung, dann sollte man sich nicht davor scheuen, den „Exploration Gang“ einzulegen. Zahlreiche Konzerne und Hidden Champions haben dies bereits getan. In Innovation Labs, Hackathons und in Zusammenarbeit mit agilen Start-ups werden neue Geschäftsmodelloptionen diskutiert, analysiert und umgesetzt.

Wer die Notwendigkeit erkennt sein bestehendes Geschäftsmodell zu überdenken, auszubauen oder neu zugestalten der kann uns hierfür gerne kontaktieren. (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

 

  • Literaturverzeichnis
    • Dörner S. (2016). Droht mit Digitalisierung jedem zweiten Job das Aus? Online Artikel https://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article150856398/Droht-mit-Digitalisierung-jedem-zweiten-Job-das-Aus.html Zuletzt geprüft 07.11.2019
    • Gassmann O., Frankenberger K., & Csik M. (2013). Geschäftsmodelle entwickeln: 55 innovative Konzepte mit dem St. Galler business model navigator. Hanser Verlag.
    • Land K. H. & Kreutzer R. T. (2015). Dematerialisierung - Die Neuverteilung der Welt in Zeiten des digitalen Darwinismus. Taschenbuch Futurevissionpress e.K.
    • Kebbedies, S. (2019). Digitalisierung - Wie viele Jobs gehen uns wirklich verloren? Online Artikel https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/abgeschlossene-projekte/wirtschaftliche-dynamik-und-beschaeftigung/projektnachrichten/digitalisierung-am-arbeitsmarkt/ Zuletzt geprüft 07.11.2019
  • Kontakt zu unserem Experten

Autor
Dr. Markus Oliver Heidak

Manager der Geschäftsmodellabteilung bei #FORTSCHRITT

 

Dr. Markus Oliver Heidak leitet die Geschäftsmodellabteilung der Think-Tank-Beratungsgesellschaft #FORTSCHRITT, sowie die Außenstelle in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Seine langjährigen Tätigkeiten in den VAE u.a. in den Wirtschaftssektoren Rohstoffe, Finanzen, Umwelt und Mobilität machen ihn zum Fachmann in den Bereichen Geschäftsfeldentwicklung, nachhaltige Geschäftsmodelle, Expansion & Markteintritt sowie in der operativen Umsetzung von Geschäften vor Ort. Außerdem ist er als Dozent an verschiedenen deutschen Hochschulen in den Schwerpunktthemen nachhaltige Geschäftsstrategien, Geschäftsmodellentwicklung sowie agile Arbeitswelt und agiles Projektmanagement tätig.

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