E-Mobilität

Wie teuer sind Elektrofahrzeuge wirklich?

Autor: Julian Bientzle (Consultant #FORTSCHRITT)
- 19.03.2021 -

Während Tesla als wertvollster Automobilhersteller der Welt gilt, bringen sich die deutschen Autohersteller in Position, den E-Markt zu erobern. Noch immer ist dieser durch den amerikanischen Newcomer geprägt. Durch die neuen Modelle von VW in der Kompakt- und Mittelklasse will man in den Wettbewerb mit Tesla einsteigen und den bestehenden Vorsprung an Neuzulassungen in Deutschland weiter ausbauen. Können die deutschen Fahrzeuge Tesla den Markt streitig machen? – Ein Preis-Leistungs-Vergleich.

Während Tesla weiterhin für viele das Nonplusultra im Elektrofahrzeugmarkt ist, versuchen sich nun auch deutsche Automobilhersteller in dem Segment. Über 60% der Befragten sehen Tesla als führenden Elektrofahrzeughersteller (Statista, 2018). Gerade durch die Einführung der massentauglichen Fahrzeuge ID3 und ID4 versucht Volkswagen aber nun, den Wettbewerb mit Tesla anzuheizen. Schon im Jahr 2020 hat Volkswagen die meisten Elektroautos in Deutschland zugelassen. Mit einer Steigerung von fast 40.000 (auf 46.193) Neuzulassungen führen sie noch vor Renault und Tesla den Markt der reinen Elektroautos in Deutschland an (Statista, 2021b).

Nicht nur an dem starken Zulassungswachstum bei Volkswagen kann man den Trend zu Elektroantrieben sehen. Während sich im Jahr 2016 nur 30% der Befragten vorstellen konnten, ein Elektrofahrzeug zu kaufen, lag dieser Wert 2019 schon bei 55% (Statista, 2019). Die Zulassungszahlen von reinen Elektroautos haben sich im Jahr 2020 verdreifacht. Über 190.000 neu zugelassene Pkw mit Elektroantrieb stellen einen neuen Rekord in Deutschland dar (Statista, 2021a).

Sind Elektroautos zu teuer?

Noch immer sind Elektroautos von dem Stigma umgeben, zu teuer zu sein - trotz der hohen Substitutionen des Staates. Diesem Stigma setzt sich Tesla mit immer neuen, leistungsstarken, massengefertigten und günstiger werdenden Modelle entgegen. Auch deutsche Autobauer versuchen, hier entgegenzuwirken. Ob und inwieweit dies gelingt, ist nicht allein von den Leistungsdaten auf dem Papier ablesbar. Trotzdem hilft ein Blick in die Leistungsdaten, um die Stärken der Teslas und Potenziale für Mitbewerber zu erkennen.

E Mobilität Vergleich Oberklasse

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Abb. 1: Elektro-Oberklasse - ein Vergleich von #FORTSCHRITT

Im Oberklassesegment der SUVs ist der Tesla Model X, wenn es um Motorisierung und Reichweite geht, der Platzhirsch. Dies spiegelt sich auch im Preis wider. Reichweitenunterschiede von bis zu 200 km sind jedoch ebenso ein Verkaufsargument für den reichweitenempfindlichen Kunden. Und davon gibt es viele. Denn das Hauptargument gegen den Kauf des Elektrofahrzeugs ist häufig die fehlende Reichweite und die langen Ladezeiten. Das außerordentliche Volumen des Teslas, die gut ausgestattete Grundversion, schnelle Lademöglichkeiten sowie die außergewöhnliche Optik stellen ihn trotz des hohen Preises an die Spitze der Liste.

An Tesla führt (noch) kein Weg vorbei

E Mobilität Vergleich Mittelklasse

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Abb. 2: Elektro-Mittelklasse - ein Vergleich von #FORTSCHRITT

Im Kompakt-/ und Mittelklassesegment stehen sich die Zugpferde der Autohersteller gegenüber. Teslas Auto für die Massen, das Model 3, ist am ehesten mit dem Kompaktwagen ID3 von Volkswagen zu vergleichen. Besonders die Leistung des Model 3 hebt sich stark von den Wettbewerbern ab. Um eine Vergleichbarkeit der Daten zu ermöglichen, muss bei dem VW-Modell auf die große Ausstattungsvariante, hier die First Edition Plus, zurückgegriffen werden, welche preislich bei circa 45.000€ liegt.

Obwohl die Reichweiten auf dem Papier fast identisch sind, liegt die tatsächliche Reichweite des Teslas, insbesondere bei Autobahnfahrten, höher. Auch #FORTSCHRITT-Mitgründer Achim Teichert sagt:

„Wenn es um das eigentliche Fahrzeug geht, also um Fahrspaß, Entertainment, Software, bessere Konnektivität und die Reife bei den Batterien, dann bietet Tesla im Preis-Leistungs-Vergleich das aktuell bessere Produkt.“

Interessant dürfte die Entwicklung von Polestar sein. Das Joint Venture von Volvo stellt ebenfalls einen Leistungsstarken Konkurrenten zu VW und Tesla dar. Der Polestar 2 verfügt über einige Eigenschaften, die auch Tesla ähnlich sind. Eine gute Grundausstattung, anders als bei deutschen Fahrzeugen, ist auch hier gegeben. Auch das Android Betriebssystem des Polestar 2 ist innovativ und ermöglicht die reibungslose Nutzung geläufiger Apps im Auto. Auch die Oberklassewagen EQC und E-Tron müssen sich hier in Acht nehmen.

Kleinwagensegment noch ohne Branchenriesen Tesla

E Mobilität Vergleich Kleinwagen

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Abb. 3: Elektro-Kleinwagen - ein Vergleich von #FORTSCHRITT

Tesla hält sich aus dem Segment der Kleinwagen weitestgehend zurück. Hier hat BMW mit dem i3 einen frühen Markteintritt gewagt, um eine innovative, rein elektrische Alternative zu den starken Hybrid-Varianten aus dem asiatischen Raum zu bieten. Diese Anstrengungen hat man sich durch anschließende Zurückhaltung mit reinen Elektroantrieben weitestgehend zunichte gemacht. Auch Opel und Renault bieten Kleinstwagen mit elektrischem Antrieb an und setzten auf bewährte, niedrige Preise. Anders als der i3 und dem Zoe, stellt der Corsa E kein gänzlich neues Modell oder gar Modellreihe dar, sondern nur eine weitere Antriebsoption.

Deutsche Autobauer mischen mit

Trotz erheblicher Schwächen im direkten Vergleich mit den hochpreisigen Teslas, erhöhen deutsche Autobauer ihre Elektrokompetenz. Während die deutschen Autohersteller im deutschen Markt klassisch stark sind, hinken sie im internationalen Vergleich dem Branchenriesen Tesla hinterher. Tesla erfährt enormes mediales Interesse und stellt momentan schlicht und ergreifend die besseren Elektroautos her. Dass sich dies auf mittelfristige Sicht ändert, ist aufgrund der stringenten Produktionspolitik von Tesla nicht zu erwarten. Deutsche Automobilhersteller dürfen sich nicht in unendlichen Ausstattungsvarianten verrennen und die harten Leistungsfakten hintenanstellen, wenn sie ein internationales Substitut für Tesla in der Mittel- und Oberklasse darstellen wollen.

Bei allen Themen rund um die Mobilität der Zukunft kann #FORTSCHRITT Ihnen durch langjährige Expertise bei der Weiterentwicklung Ihres Geschäftsmodells helfen. Die zukunftsorientierte Implementierung von After Sale Strategien, Pre-Booking Services und Abo-Modelle zählen ebenso zu unserem Portfolio, wie zielgerichtetes Projektmanagement.

Die in diesem Beitrag berichteten Daten wurden im Zuge einer Marktanalyse für einen Fachartikel in der WELT erhoben und bereits veröffentlicht (

Dr. Marcus Lödige
Head of Research #FORTSCHRITT

Dr. Marcus Lödige (geb. Dodt) ist Head of Research bei der Think-Tank-Beratungsgesellschaft #FORTSCHRITT. Er ist Experte für Higher Education, Corporate Development, Market Research und New Work. Er hat an der Deutschen Sporthochschule Köln promoviert und ist zertifizierter Scrum Master.

Dr. Marcus Lödige