Autoren: Dominik Kaiser & Dr. Matthias Achim Teichert (Partner #FORTSCHRITT)
- 05.02.2025 -
Momentan sind zwei Megatrends in aller Munde: Digitalisierung und Nachhaltigkeit, die nicht mehr voneinander losgelöst betrachtet werden können. Zusätzlich bringt die effiziente Verschmelzung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der sogenannte Twin Transformationen die einzigartige Gelegenheit, Unternehmen nicht nur zukunftsfähig auszurichten, sondern auch aktiv zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung beizutragen. Das WEF untermauerte das in 2022: „Die Twin Transformation erkennt das große, weitgehend ungenutzte Potenzial an, Technologie und Daten zu nutzen, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und gleichzeitig Effizienz und Produktivität zu steigern.“
Wir zeigen in diesem Blogbeitrag grundlegende Ideen zur Twin Transformation auf, die verdeutlichen, wie Technologie eingesetzt werden kann, um nachhaltige Praktiken zu unterstützen und gleichzeitig Effizienz und Innovation zu fördern. Da reine Theorie meist nur so gut ist, wie das Blatt Papier, auf dem sie steht, zeigen wir in konkreten Praxisbeispielen weiterführende Gedanken und Ansätze, wie Unternehmen diese Transformation erfolgreich gestalten können.
Unsere Grundlage bildet eine umsetzbare Strategie, die auf drei weiteren fundamentalen Säulen ruht: Verlässliche, transparente und interpretierbare Daten, enge Zusammenarbeit im eigenen Ökosystem sowie kontinuierlicher Kompetenzaufbau. Im Folgenden erläutern wir diese vier Säulen der Twin Transformation:
Abb. 1: Twin Transformation charakterisiert durch Enabler und Sinnstifter (eigene Darstellung)
Vier Säulen für die Twin Transformation
Umsetzbare Strategie
Was ist zu tun?
Mittelständische Unternehmen sollten eine Strategie entwickeln, die sowohl digitale Technologien als auch nachhaltige Praktiken in ihren Geschäftsbereichen einfach und pragmatisch integriert. Dazu gehören u.a. Einkauf, Logistik und im Produkt. Zum Beispiel kann die Digitalisierung genutzt werden, um Lieferketten transparenter zu gestalten und Emissionen zu verringern, während proaktive Wartung mithilfe digitaler Tools sowohl Kosten als auch Ressourcen schont. Die Empfehlung ist schrittweise in die Transformation einzusteigen. Startpunkt in kleinen, dynamischen Teams, bevor die Ansätze auf das gesamte Unternehmen ausgeweitet werden. Wichtig ist, dass diese Transformation nicht isoliert in den einzelnen Silos, sondern bereichsübergreifend und umfassend umgesetzt wird.
Warum ist das wichtig?
Eine umsetzbare und ganzheitliche Strategie stellt sicher, dass Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Mittelstand nicht getrennt, sondern im Einklang verfolgt werden, was einfach effizienter ist. Für mittelständische Unternehmen ist dies besonders wichtig, um wettbewerbsfähig zu bleiben, Ressourcen zu schonen und langfristigen Erfolg zu sichern.
Best Practice: Lorenz GmbH & Co. KG
Ein herausragendes Beispiel ist die Lorenz GmbH & Co. KG, ein Hersteller von Wasserzählern. Bereits vor über zehn Jahren setzte das Unternehmen auf die Kombination von Nachhaltigkeit und Digitalisierung, um sich gegen steigenden Preisdruck zu wappnen. Lorenz etablierte kreislauffähige, digital vernetzte Produkte, was zu einem deutlichen Wachstum führte: Die Belegschaft wuchs von 60 auf 340 Mitarbeitende, und der Umsatz verneunfachte sich. Diese Erfolge, unter der Führung von Wilhelm Mauß, wurden mehrfach ausgezeichnet.
Die Twin Transformation hat Lorenz zu einem widerstandsfähigen Unternehmen gemacht, das flexibel auf Marktveränderungen reagieren kann. Für Mittelständler bedeutet dies, eine klare Strategie zu verfolgen, in Technologie und Nachhaltigkeit zu investieren und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung zu fördern.
Daten und Transparenz
Daten sind notwendig für die Beschleunigung der Abläufe und Digitalisierung des Unternehmens. Die Anforderungen an Transparenz bei Prozessen, Lieferketten usw. wird nur mit Hilfe von Daten und digitalen Tools abbildbar sein.
Was ist zu tun?
Wenn es um Digitalisierung und KI geht, dürfen auch entsprechend unterstützende Tools sowie notwendige Daten nicht fehlen. Mittelständische Unternehmen müssen verstärkt Daten nutzen, um Transparenz in ihren Prozessen und Lieferketten zu schaffen, insbesondere im Hinblick auf regulatorische Anforderungen wie das CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) Reporting. Viele mittelständische Unternehmen, die hemdsärmelig mit manuellen Excel-Lösungen ihren Nachhaltigkeitsreport erstellen wollen, tappen in einen Teufelskreis. Denn die sich ständig aktualisierenden Regeln und Anforderungen, viele Beratertage und die kontinuierlichen hohen Aufwände die CSRD zu verwalten, verhindern eine automatisierte, digitale, kostenschlanke Lösung. Aus diesem Grund sind die mittelständischen Unternehmen mit SMART-Ansätzen und vorangeschrittener Digitalisierung weit im Vorteil bei der CSRD, DWA, CO2-Bericht usw.
Die große Anzahl der möglichen Tools und helfenden Software-Lösungen wirkt auf den ersten Blick meist verwirrend. Um den Mittelstand bei der Auswahl der richtigen Tools zu unterstützen, haben wir eine kleine Studie und Benchmark zu den aktuellen Marktangeboten, einschließlich Stärken- und Schwächen-Profilen, erstellt. Im persönlichen Gespräch teilen wir gerne weitere Informationen zu Anbietern wie Osapiens, Verso, Code Gaia und Planted.
Warum ist das wichtig?
Die Einführung einer Software zur Erfüllung der CSRD-Berichtspflicht kann anfangs mit einem gewissen mehr Aufwand verbunden sein, bietet jedoch in den folgenden Jahren erhebliche Vorteile und Effizienzgewinne. Eine spezialisierte Softwarelösung ist in der Regel zuverlässiger und stabiler als eine Sammlung von Excel-Dateien. Die Auswahl an ESG-Software-Anbietern und -Kategorien ist zwar groß, aber mit klar definierten Zielen und einem strukturierten Auswahlprozess können Unternehmen das passende Tool für ihre spezifischen Anforderungen finden.
Die Aufwände beim händischen Erstellen der CSRD, DWA, CO2-Scope usw. Berichte ist bei der Implementierung eines digitalen Tools fast vollständig dual use nutzbar. Die modernen digitalen ESG-Tools helfen auch mit KI-Textelementen, Anwendung der aktuellen Regulatorik, passenden Schnittstellen usw. bei der Erstellung sowie Nutzung der notwendigen Berichte.
Abb. 2: Übersicht ESG Tools (eigene Darstellung)
Kollaboration und Ökosysteme
Was ist zu tun?
Mittelständische Unternehmen sollten gezielt Partnerschaften und Kooperationen innerhalb ihres Ökosystems fördern, um gemeinsam digitale und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Vieles gibt es schon und man muss nicht immer bei Null anfangen. Dies umfasst die Zusammenarbeit mit Lieferanten, Kunden, NGOs und sogar Mitbewerbern, um Innovationen voranzutreiben, die der gesamten Branche zugutekommen. Offene Innovationsplattformen und gemeinsame Projekte sollten initiiert werden, um Wissen und Ressourcen effizient zu teilen und Synergien optimal zu nutzen.
Warum ist das wichtig?
In einer vernetzten Welt ist Zusammenarbeit der Schlüssel, um die komplexen Herausforderungen von Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu bewältigen. Gemeinsam sind wir stärker. Durch Kooperationen können Unternehmen Synergien schaffen, Ressourcen gemeinsam nutzen und Innovationen schneller umsetzen, als es allein möglich wäre. Dies führt zu robusteren, effektiveren Lösungen, die über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus Wirkung entfalten und die gesamte Branche voranbringen.
Best Practice: VAUDE
Der Outdoor-Ausrüster Vaude zeigt eindrucksvoll, wie durch Kollaboration und Transparenz nachhaltige Erfolge erzielt werden können. Vaude arbeitet eng mit Lieferanten, Kunden und NGOs zusammen, um nachhaltige Materialien zu entwickeln und faire Arbeitsbedingungen zu fördern. Die Kooperationen haben es Vaude ermöglicht, innovative, umweltfreundliche Produkte zu schaffen und gleichzeitig umfassende Transparenz über die gesamte Lieferkette hinweg zu gewährleisten. Durch diese Zusammenarbeit konnte das Unternehmen nicht nur seine Nachhaltigkeitsziele erreichen, sondern auch das Vertrauen der Kunden stärken und sich als führender Anbieter für nachhaltige Outdoor-Ausrüstung positionieren.
Bildung und Kompetenzentwicklung
Was ist zu tun?
Mittelständische Unternehmen müssen aktiv in die Weiterbildung und Schulung ihrer Mitarbeitenden investieren, um die spezifischen Kompetenzen zu entwickeln, die für die digitale und nachhaltige Transformation erforderlich sind. Dies bedeutet, umfassende Schulungsprogramme anzubieten, die sowohl technologische Fähigkeiten (wie etwa in den Bereichen Digitalisierung und Industrie 4.0) als auch Kenntnisse in Nachhaltigkeitsstrategien vermitteln. Darüber hinaus sollten Unternehmen eine kontinuierliche Lernkultur fördern, die das ständige Erwerben neuer Fähigkeiten unterstützt, um die Mitarbeitenden auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten.
Warum ist das wichtig?
Ohne die richtigen Kompetenzen und das Wissen können weder digitale noch nachhaltige Transformationen effektiv umgesetzt werden. Die rasanten Veränderungen in Technologie und Nachhaltigkeit erfordern, dass Unternehmen nicht nur aktuelle Fähigkeiten pflegen, sondern auch ständig neue Kompetenzen entwickeln. Bildung und Kompetenzentwicklung sind daher nicht nur unterstützende Maßnahmen, sondern die Grundlage für langfristigen Erfolg und Wettbewerbsfähigkeit. Sie stellen sicher, dass das Unternehmen in der Lage ist, Innovationen voranzutreiben, effizient auf Marktveränderungen zu reagieren und sich an der Spitze der Branche zu behaupten.
Beispiel: Trumpf GmbH + Co. KG
Trumpf hat in den letzten Jahren stark in die Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeitenden investiert, um die Herausforderungen der digitalen und nachhaltigen Transformation zu meistern. Das Unternehmen bietet ein breites Spektrum an Schulungsprogrammen an, die Themen wie Industrie 4.0, Digitalisierung und nachhaltige Produktion abdecken. Dank dieser Programme konnte Trumpf nicht nur die Fähigkeiten seiner Belegschaft erweitern, sondern auch die Innovationskraft des Unternehmens stärken. In den letzten fünf Jahren hat Trumpf die Zahl seiner Mitarbeitenden um 20 % erhöht und gleichzeitig den Umsatz kontinuierlich gesteigert. Diese Investitionen in Bildung und Kompetenzentwicklung haben es Trumpf ermöglicht, sich als führender Anbieter in der Hochtechnologiebranche zu etablieren und auf die sich wandelnden Anforderungen des Marktes flexibel zu reagieren.
#FORTSCHRITT-Fazit: Die Twin Transformation - bietet viele Chancen für den Mittelstand
Die Twin Transformation bietet mittelständischen Unternehmen eine einzigartige Möglichkeit, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und gleichzeitig zum Klimaschutz beizutragen. Um diese Chance optimal zu nutzen, ist ein strategischer und strukturierter Ansatz unerlässlich.
- Entwickeln Sie eine umsetzbare Strategie, die digitale und nachhaltige Ziele in allen Unternehmensbereichen integriert.
- Nutzen Sie Daten und Transparenz, um fundierte Entscheidungen zu treffen und regulatorische Anforderungen wie das CSRD-Reporting zu erfüllen.
- Fördern Sie Kollaboration und nutzen Sie die Stärke Ihres Ökosystems, um gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln.
- Investieren Sie in die Bildung und Kompetenzentwicklung Ihrer Mitarbeitenden, um die notwendigen Fähigkeiten für den Wandel zu schaffen und intern verfügbar zu haben.
Was für die erfolgreiche und funktionierende Umsetzung ebenfalls noch wichtig ist:
- Starten Sie klein, aber denken Sie groß: Kleine, fokussierte Projekte (#StartsmallStartsimple) ermöglichen schnelles Lernen und Anpassung, während der größere Kontext, die gesamtheitliche Strategie, nie aus den Augen verloren wird.
- Fördern Sie eine offene Fehlerkultur: Sehen Sie Hindernisse und Widerstände als wertvolle Lernchancen, um Ideen zu fördern und die Flexibilität des Teams zu stärken. Es hilft im „neuen“ Feld Nachhaltigkeit zu lernen
- Nutzen Sie das Potenzial Ihres Netzwerks und Ihrer Partnerschaften: Ihr Ökosystem bietet wertvolle Ressourcen und Erfahrungen, die den Weg der Twin Transformation unterstützen können.
- Arbeiten Sie mit starken Partnern zusammen und verfolgen Sie eine klare Vision, um den nachhaltigen und digitalen Wandel voranzutreiben und langfristig erfolgreich zu gestalten.
Indem Sie diese Schlüsselfaktoren berücksichtigen, können Sie die Twin Transformation mit Zuversicht und einem soliden Plan angehen – für eine zukunftsfähige, widerstandsfähige und nachhaltige Unternehmensentwicklung.
Wir unterstützen Sie gerne in dem gesamten Prozess mit unseren Experten aus dem Nachhaltigkeits.Plus Netzwerk oder auch gerne bei einzelnen Prozessschritten. Angefangen bei der Analyse und Auswahl der optimalen Software, einer pragmatisch umsetzbaren Strategie, den Herausforderungen aber auch Chancen aus der Regulatorik (u.a. CSRD), der steuerlichen Betrachtungsweise, oder auch der richtigen, angemessenen Kommunikation um Greenwashing zu vermeiden. Der Weg in eine nachhaltige Zukunft bedeutet Chancen, jedoch auch Unsicherheit und Mehraufwand in der Umsetzung. Wir wissen was zu tun ist und helfen Ihnen gerne.
Dominik Kaiser & Dr. Matthias Achim Teichert
Wenn Sie diesen Beitrag zitieren möchten, nutzen Sie gerne folgende Quellenangabe:
Kaiser, D. & Teichert, M. A.,(2025, 05. Feburar). Nachhaltig und digital - Auf dem Weg zu einer Twin Transformation. FORTSCHRITT GmbH. Nachhaltig und digital - auf dem Weg zu einer Twin Transformation – Fortschritt