New Work

Den Wandel sichtbar gestalten

Autor: Christoph Neumann (Experte für Neue Arbeitswelten bei #FORTSCHRITT)
- 13.09.2023 -

Die Einführung von New Work: Einem Konzept, das darauf abzielt, Arbeit und Arbeitskulturen zu revolutionieren, ist für viele Unternehmen zu einer Priorität geworden. Nicht zuletzt im deutschen Mittelstand halten neue Formen der Zusammenarbeit Einzug, auch als Maßnahme gegen den Arbeitskräftemangel (Fortschritt, 2022). Doch wie lässt sich der Erfolg von New Work messen?

Wie kann man sicherstellen, dass die umgesetzten Veränderungen tatsächlich die gewünschten Ergebnisse bringen? In diesem Blogbeitrag werde ich als Leiter der Organisationsentwicklungs-Abteilung und langjähriger Experte für neue Zusammenarbeitsformen, darüber sprechen, wie die Messbarkeit von New Work erreicht werden kann. Damit knüpfe ich an den Beitrag meiner Kollegin, Theres Heinrich an, die in ihrem Beitrag: New Work – endlich raus aus der Esoterik! bereits sehr schön die Zusammenhänge zwischen Produktivität, Rentabilität, Innovation und Organisationskultur herausgearbeitet hat. In diesem Beitrag gehe ich gezielt auf Beispiele aus der Praxis ein.

Warum ist Messbarkeit von New Work wichtig?

Bevor wir uns der Frage zuwenden, wie New Work messbar gemacht werden kann, sollten wir uns zunächst die Bedeutung von Messbarkeit näher beleuchten. New Work ist mehr als nur ein Schlagwort, es ist eine Philosophie, die auf Autonomie, Flexibilität und Selbstbestimmung am Arbeitsplatz basiert. Unternehmen, die New Work erfolgreich umsetzen, streben eine höhere Produktivität, eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit und eine bessere Anpassungsfähigkeit an Veränderungen an. All diese Ziele können jedoch nur erreicht werden, wenn sie gemessen und bewertet werden können, denn dann werden die Maßnahmen auch für das Management diskutierbar und basieren nicht mehr nur auf einem reinen Bauchgefühl.

Kennzahlen (KPIs) für New Work

Die Messbarkeit von New Work beginnt mit der Identifikation der für das Unternehmen relevantesten Key Performance Indicators (KPIs). Diese können von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich sein und sollten immer gemeinsam mit den Mitarbeitenden im Team erarbeitet werden. Hier sind einige KPIs, die Sie in Betracht ziehen könnten:

NewWorkMessbarkeit

 

Mitarbeiterzufriedenheit: Eine der Grundideen von New Work ist es, die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu erhöhen. Um dies zu messen, können Sie regelmäßig Umfragen zur Mitarbeiterzufriedenheit durchführen und die Ergebnisse verfolgen. Eine gute Methode zur Analyse der Mitarbeiterzufriedenheit sind die Q12 Fragen von Gallup (Gallup, 2023).

Fluktuation und Mitarbeiterbindung: Eine geringe Fluktuation und eine hohe Mitarbeiterbindung sind Anzeichen dafür, dass sich die Mitarbeitenden in Ihrer Organisation wohl fühlen und gerne dort arbeiten. Eine niedrige Fluktuation wirkt sich auch positiv auf die Kosten für die Suche nach neuen Mitarbeitenden und die Verluste durch nicht geleistete Arbeit aus (Abrahamson, 2000).

Flexible Arbeitszeiten und -orte: Messen Sie, wie viele Ihrer Mitarbeitenden von flexiblen Arbeitszeiten und der Möglichkeit zur Telearbeit Gebrauch machen. Ein Anstieg dieser Zahlen kann auf eine erfolgreiche Implementierung von New Work hindeuten, wenn das Unternehmen die Maßnahmen entsprechend unterstützt und eine Kultur schafft, in der Telearbeit als positiv wahrgenommen wird (Gloger & Gloger, 2015).

Projekterfolg: Überwachen Sie den Erfolg von Projekten, die im Rahmen von New Work durchgeführt wurden. Hier können Kriterien wie Projektabschluss, Zeit- und Budgettreue herangezogen werden. Dies sind eher klassische KPIs aus dem Projektmanagement, die sich aber auch als KPIs im New Work Umfeld bewährt haben, da sie die Qualität der Arbeit bestimmen können.

Innovationsrate: New Work soll Kreativität und Innovation fördern. Messen Sie, wie viele innovative Ideen von Ihren Mitarbeitern generiert und umgesetzt werden (Gratton & Truss, 2003).

Fehlzeiten und Krankenstand: Sinkende Fehlzeiten können auf ein gesünderes Arbeitsumfeld und weniger Stress hindeuten, was ebenfalls ein Ziel von New Work ist. Eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse (2023) zeigt, dass bereits bei Studierenden, also den potenziellen Fach- und Führungskräften, ein enormer Anstieg stressbedingter Erkrankungen zu verzeichnen ist. An dieser Stelle empfiehlt sich ein strategisches betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM).

Kooperationsgrad: Der Grad der Kooperation im Unternehmen ist ein sehr zuverlässiger Indikator für die Unternehmenskultur. Nur wenn die Abteilungen untereinander und die Menschen innerhalb der Abteilungen der Zusammenarbeit einen hohen Wert beimessen, können wir von einer positiven, kooperativen Kultur sprechen. Mit Transkooption® verfügen wir über ein innovatives Messverfahren, das auf den Forschungen des renommierten Professors für Organisationsentwicklung Adam Grant basiert (Grant, 2016).

 

Instrumente zur Messung von New Work

Doch wie messe ich darüber hinaus eigentlich den Erfolg meiner Maßnahmen im Bereich New Work und wie kann ich meine neuen Zusammenarbeitsmodelle sinnvoll verfolgen, so dass sie sich auch positiv auf meine Bilanz auswirken? Die Auswahl der richtigen Tools ist entscheidend, um die gewünschten KPIs zu verfolgen. Hier einige Beispiele:

Umfrage-Software: Plattformen wie SurveyMonkey oder Microsoft Forms ermöglichen es, Mitarbeiterbefragungen einfach durchzuführen und die Ergebnisse auszuwerten. Bereits die Durchführung einer Umfrage wirkt sich positiv auf das Engagement der Mitarbeitenden aus und wird natürlich noch gesteigert, wenn die aufgedeckten Schwachstellen im Anschluss behoben werden. Mit den heutigen Tools geht das schnell und ist ein echter Quick Win (Gallup, 2023).

Mitarbeiter-Feedback-Apps: Es gibt spezialisierte Apps wie Officevibe oder 15Five, die Ihnen helfen können, kontinuierlich Feedback von Ihren Mitarbeitenden einzuholen. Hier ist nur darauf zu achten, dass das Feedback nicht nur gesammelt, sondern auch wahrgenommen und verarbeitet wird. Es kann sehr demotivierend sein, wenn die Mitarbeiter dem Unternehmen Feedback geben und das Management dies ignoriert.

Zeiterfassungssoftware: Tools wie Toggl oder Clockify können verwendet werden, um die Nutzung flexibler Arbeitszeiten zu verfolgen. Ebenso verfügen alle gängigen Zeiterfassungssysteme über Tracker, die z.B. mit Outlook oder Teams verknüpft werden können, um die Aktivitäten von Teams automatisch zu verfolgen. Hier gilt: Weniger ist mehr. Die Software sollte nicht zu kompliziert sein, damit sie nicht selbst zum Hindernis und zur Aufgabe wird.

Projektmanagement-Software: Programme wie Teams Planner, Asana oder Trello können genutzt werden, um den Fortschritt und Erfolg von Projekten zu verfolgen. Die KANBAN-Methode hat sich bewährt und bietet den Mitarbeitenden, insbesondere wenn sie remote arbeiten, einen sehr guten Rückkanal, um die geleistete Arbeit aufzuzeigen. Es hat sich gezeigt, dass sich die Mitarbeitenden weniger überwacht fühlen, sondern vielmehr die Möglichkeit schätzen, zu zeigen, was sie geleistet haben (Fortschritt, 2022).

Innovationsplattformen: Plattformen zur Ideengenerierung und zum Ideenmanagement wie IdeaScale oder HYPE Innovation helfen, innovative Ideen zu sammeln und weiterzuentwickeln. Natürlich bieten sich auch klassische Präsenzworkshops an, insbesondere wenn es um kreative Prozesse geht. Die Messbarkeit von Workshops ist zwar etwas schwieriger, aber auch hier können gemeinsam die richtigen KPIs entwickelt werden.

 

Die Bedeutung qualitativer Daten

So wichtig quantitative Daten und harte KPIs sind, so wenig dürfen qualitative Daten vernachlässigt werden. Interviews mit Mitarbeitern, Führungskräften und anderen Stakeholdern können wertvolle Einblicke in die Auswirkungen von New Work liefern. Diese qualitativen Daten können helfen, die Gründe hinter den Zahlen zu verstehen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen (Hackman & Oldham, 1976).

Kontinuierliche Verbesserung

Die Messbarkeit von New Work sollte nicht als einmalige Aufgabe betrachtet werden. Sie sollte in den Prozess der kontinuierlichen Verbesserung integriert werden. Die gesammelten Daten sollten regelmäßig analysiert werden, um Trends zu erkennen und Anpassungen vorzunehmen, um die Effektivität von New Work zu erhöhen. Am Ende aller Bemühungen in diesem Bereich sollte immer eine gesteigerte Produktivität stehen - und das bedeutet auch, gesunde, zufriedene, sinnerfüllte und eigenverantwortliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen zu haben (Fortschritt, 2022).

 

#FORTSCHRITT Fazit

Die Messbarkeit von New Work ist entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung dieses revolutionären Konzepts in Ihrem Unternehmen. Die Auswahl der richtigen KPIs und Tools, die Berücksichtigung sowohl quantitativer als auch qualitativer Daten und die kontinuierliche Verbesserung sind Schlüsselkomponenten, um sicherzustellen, dass New Work die gewünschten Ergebnisse liefert. Denken Sie daran, dass die Messung von New Work nicht nur eine Aufgabe für das Management ist, sondern ein gemeinsames Ziel, an dem alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligt sind. Nur so kann New Work seine volle Wirkung entfalten und zu einer erfolgreichen Arbeitskultur führen.

    • Abrahamson, E. (2000). Change without pain. Harvard Business Review, 78(4), 75-79.
    • Appelbaum, S. H., Everard, A., & Hung, L. Y. (1999). Strategic organizational change: The role of leadership, learning, motivation, and productivity. Management Decision, 37(10), 733-748.
    • Fortschritt (2022). Die Zukunft der Arbeit – New Work als Heilsbringer? FORTSCHRITT GmbH.
    • Gallup (2023). Gallup's Employee Engagement Survey: Ask the Right Questions With the Q12® Survey. Available from https://www.gallup.com/q12/ [Zuletzt geprüft am 21.08.2023].
    • Gloger, B., & Gloger, D. (2015). Commitment: Ein agiles Produkt-Lebenszyklus-Konzept. dpunkt.verlag.
    • Grant, A. (2016). Geben und Nehmen: Warum Egoisten nicht immer gewinnen und hilfsbereite Menschen weiterkommen. Droemer Taschenbuch.
    • Gratton, L., & Truss, C. (2003). The three-dimensional people strategy: Putting human resources policies into action. Academy of Management Executive, 17(3), 74-86.
    • Hackman, J. R., & Oldham, G. R. (1976). Motivation through the design of work: Test of a theory. Organizational Behavior and Human Performance, 16(2), 250-279.
    • Osterloh, M., & Frost, J. (2006). The new work of managing. MIT Sloan Management Review, 48(2), 84-92.
    • Peters, T. J., & Waterman, R. H. (1982). In search of excellence: Lessons from America's best-run companies. Harper & Row.
    • Pink, D. H. (2009). Drive: The surprising truth about what motivates us. Riverhead Books.
    • Semler, R. (1989). Maverick: The success story behind the world's most unusual workplace. Warner Books.
    • Spreitzer, G. M. (1995). Psychological empowerment in the workplace: Dimensions, measurement, and validation. Academy of Management Journal, 38(5), 1442-1465.
    • Techniker Krankenkasse (2023). Gesundheitsreport 2023. Abgerufen unter: https://www.tk.de/resource/blob/2149886/e5bb2564c786aedb3979588fe64a8f39/2023-tk-gesundheitsreport-data.pdf [Zuletzt aktualisiert am 21.08.2023)
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Christoph Neumann
Partner bei #FORTSCHRITT und Leiter der Organisationsentwicklung

Christoph Neumann ist seit mehr als 10 Jahren in der Beratung von KMU und Konzernen in den Bereichen Personalentwicklung und Neue Arbeitswelten tätig und verfügt über langjährige Führungserfahrung im Bereich Vertrieb und Marketing sowie Turnaround-Management. Er war Geschäftsführer der größten studentischen Wirtschaftskonferenz – des Campus Symposiums – und ist Geschäftsführer und Gesellschafter eines Start-up-Inkubators und Coworking-Spaces im sauerländischen Iserlohn – dem WELTENRAUM. Er ist Mitglied mehrerer Expertenkommissionen zu dem Thema New Work und gehört zum Kreis des „Next Generation Networks“ des Aspen Institutes Deutschland.

Christoph Neumann