Coaching für Führungskräfte: Mentale Gesundheit & Performance gehen Hand in Hand

Autoren: Theres Heinrich (Consultant #FORTSCHRITT)
- 24.10.2024 -

Führungskräfte stehen heute vor komplexen Erwartungen. Neben strategischen Entscheidungen und der Verantwortung für die Entwicklung des Unternehmens müssen sie gleichzeitig ihre Teams motivieren, Konflikte managen und Innovationen vorantreiben. In dieser anspruchsvollen Rolle bietet ein Coaching wertvolle Unterstützung, indem es Führungskräfte dabei begleitet, ihre Führungskompetenzen zu schärfen, ihre Selbstreflexion zu stärken und effektivere Entscheidungen zu treffen.

Ein gutes Coaching schafft Raum für persönliche Entwicklung, indem es hilft, blinde Flecken aufzudecken, Denkmuster zu hinterfragen und neue Perspektiven zu eröffnen. Es fördert die fachliche und emotionale Kompetenz und wirkt sich direkt auf die Kommunikation und das Miteinander im Team aus. Führungskräfte, die sich weiterentwickeln, gewinnen an Klarheit und können sowohl in herausfordernden Situationen als auch im Tagesgeschäft gelassener und souveräner agieren. Coaching kann dabei eine effiziente Methode darstellen.

Ein oft übersehener, aber wesentlicher Aspekt von Coaching ist die positive Wirkung auf die psychische Gesundheit. Gerade für Führungskräfte, die unter enormem Druck stehen, kann es entscheidend sein, die eigene psychische Widerstandskraft zu stärken. Psychische Gesundheit und Leistungsfähigkeit sind eng miteinander verknüpft - nur wer sich selbst im Gleichgewicht hält, kann langfristig erfolgreich führen und als Vorbild für das eigene Team agieren.

 

Kernprinzipien des systemischen Coachings

Systemisches Coaching ist eine Methode, Menschen in ihrer beruflichen oder persönlichen Weiterentwicklung zu unterstützen, indem sie als Teil eines ganzheitlichen Systems betrachtet werden. Dieses System ist das Team, die Organisation oder auch die Gesellschaft. Systemische Coaching konzentriert sich darauf, Wechselwirkungen und Beziehungen zwischen den Beteiligten zu erkennen und als entscheidende Faktoren für die Lösung zu nutzen.

Ganzheitlicher Ansatz: Der Coachee wird nicht isoliert betrachtet, sondern in seinem gesamten Umfeld, einschließlich aller relevanten Beziehungen und Wechselwirkungen.

Beispiel: Eine Führungskraft hat Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen. Im Coaching wird nicht nur die Entscheidungssituation betrachtet, sondern auch ihr Umfeld, z.B. der Einfluss von Kollegen, familiären Verpflichtungen und Unternehmenspolitik, um zu verstehen, wie all diese Faktoren die Entscheidungsfindung beeinflussen.

Ressourcen- und Lösungsorientierung: Der Fokus liegt nicht auf den Problemen oder Defiziten des Coachees, sondern ist stärkenorientiert, nutzt also die bereits vorhandenen Stärken und Ressourcen. Das Coaching zielt darauf ab, Lösungen zu finden, die der Coachee bereits in sich trägt.

Beispiel: Eine Führungskraft fühlt sich überfordert, ihre Ziele zu erreichen. Statt den Fokus auf die Überforderung zu legen, arbeitet der Coach mit der Führungskraft daran, bereits vorhandene Stärken – etwa ihre Organisationstalente und Kommunikationsfähigkeiten – zu nutzen, um realistische Schritte zur Zielerreichung zu finden.

Perspektivwechsel: Ein zentraler Bestandteil des systemischen Coachings ist das Hinterfragen und Verändern von Perspektiven. Der Coach hilft dem Coachee, neue Blickwinkel einzunehmen und alte Denkmuster zu durchbrechen.

Beispiel: Ein Teamleiter fühlt sich missverstanden. Der Coach stellt gezielte Fragen, die dem Teamleiter helfen, sich in die Lage der Mitarbeitenden zu versetzen und ihre Perspektive einzunehmen, was zu einem neuen Verständnis der Situation führt.

Selbstorganisation: Der Coach gibt keine direkten Lösungen vor, sondern fördert den Prozess, in dem der Coachee eigenständig Lösungen entwickelt.

Beispiel: Eine Abteilungsleiterin kommt mit dem Problem, dass sie ihren Mitarbeitenden keine klaren Anweisungen geben kann. Der Coach bietet keine direkten Lösungen an, sondern unterstützt sie dabei, eigene Ideen zu entwickeln, wie sie effektiver kommunizieren und delegieren kann.

Dynamik von Systemen: Es wird anerkannt, dass sich Systeme ständig in Bewegung befinden und Veränderungen oft durch eine kleine Intervention ausgelöst werden können.

Beispiel: Eine Führungskraft beobachtet Spannungen zwischen zwei Mitarbeitenden. Im Coaching reflektiert sie, wie ihre eigene Kommunikation oder Führungsweise möglicherweise zu diesen Spannungen beiträgt, und ändert eine kleine Sache – etwa regelmäßiges Feedback – was zur Verbesserung der Teamdynamik führt.

Transfer in den Alltag: Ein zentrales Element des systemischen Coachings ist die Unterstützung des Coachees bei der Umsetzung der im Coaching entwickelten Lösungen in den beruflichen oder privaten Alltag. Der Coach begleitet den Coachee dabei, konkrete Schritte zu planen und erste Maßnahmen zu ergreifen.

Beispiel:  Eine Führungskraft erarbeitet im Coaching eine Strategie für bessere Zeitplanung, um Überlastung zu vermeiden. Der Coach unterstützt sie dabei, diese Strategie in den Alltag zu übertragen, indem sie konkrete Maßnahmen plant, wie etwa die Einführung eines wöchentlichen Prioritätenchecks.

 

Systemisches Coaching für Führungskräfte: Anliegen und typische Coachingschwerpunkte

Führungskräfte stehen im Spannungsfeld zwischen Unternehmenszielen und den Bedürfnissen ihrer Mitarbeitenden. Oft müssen sie schwierige Entscheidungen treffen, Konflikte lösen oder die Zusammenarbeit in Teams verbessern. Dabei ist es entscheidend, nicht nur individuelle Verhaltensweisen zu betrachten, sondern die Dynamiken und Wechselwirkungen innerhalb des gesamten Systems, in dem die Führungskraft agiert. Hier setzt das systemische Coaching an, indem es den Fokus auf die Beziehungen, Strukturen und Interaktionen in einem Führungskontext legt.

Teamkonflikte und Kommunikationsprobleme
Eine der häufigsten Herausforderungen für Führungskräfte ist die Dynamik in Teams. Spannungen, Konflikte oder Missverständnisse zwischen Mitarbeitenden können die Arbeitsatmosphäre und die Produktivität beeinträchtigen. Im systemischen Coaching wird nicht nur das Verhalten der Führungskraft analysiert, sondern auch die Rollenverteilung im Team und die Kommunikation untereinander.

Coaching-Inhalte:

  • Reflexion der eigenen Führungsrolle und deren Einfluss auf das Team
  • Erkennen von unbewussten Mustern und Teamrollen, die Konflikte verstärken
  • Entwicklung von Strategien zur Förderung einer offenen und konstruktiven Kommunikation

Beispiel: Eine Führungskraft, die regelmäßig mit Spannungen in Meetings konfrontiert ist, erkennt durch das Coaching, dass sie selbst unbewusst bestimmte Mitarbeitende bevorzugt oder unterbricht. Diese Erkenntnis führt zu einer bewussteren Gesprächsführung, die das Klima im Team verbessert.

Work-Life-Balance und Burnout-Prävention
Viele Führungskräfte haben Schwierigkeiten, zwischen Beruf und Privatleben zu trennen. Sie fühlen sich ständig unter Druck, erreichbar und leistungsfähig zu sein, was zu Stress, Erschöpfung und in extremen Fällen zu Burnout führt. Im Coaching reflektieren Führungskräfte, wie sie ihre eigenen Ressourcen besser schützen können und lernen, gesunde Grenzen zu setzen.

Coaching-Inhalte:

  • Identifizierung von Stressoren und belastenden Verhaltensmustern
  • Entwicklung von Selbstmanagement-Strategien zur besseren Work-Life-Balance
  • Achtsamkeit und Entspannungstechniken zur Stressbewältigung

Beispiel: Eine Führungskraft, die ständig Überstunden macht und nicht „abschalten“ kann, lernt, durch gezielte Delegation und Priorisierung besser mit ihren Aufgaben umzugehen, was ihr Wohlbefinden und die Produktivität nachhaltig steigert.

Veränderungsmanagement und Unsicherheit in Transformationsprozessen
Veränderungen in Unternehmen – sei es durch Umstrukturierungen, digitale Transformation oder neue Marktanforderungen – stellen Führungskräfte vor große Herausforderungen. Sie müssen selbst mit Unsicherheiten umgehen, und zusätzlich ihre Teams durch diese Prozesse führen. Das systemische Coaching hilft dabei, Veränderungen zu verstehen und produktiv zu gestalten.

Coaching-Inhalte:

  • Reflexion der eigenen Haltung gegenüber Veränderungen
  • Förderung von Flexibilität und Resilienz im Umgang mit neuen Rahmenbedingungen
  • Strategien zur transparenten und mitfühlenden Kommunikation von Veränderungsprozessen

Beispiel: Eine Führungskraft, die bei einer Unternehmensfusion das Vertrauen ihrer Mitarbeitenden verliert, reflektiert im Coaching, wie sie selbst Unsicherheiten ausstrahlt. Durch gezielte Kommunikationsstrategien und das Einbeziehen der Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse gelingt es ihr, die Veränderung konstruktiver zu gestalten und das Vertrauen zurückzugewinnen.

Führungsstil und emotionale Intelligenz
Eine moderne Führungskraft sind oft gefordert, eine Balance zwischen Durchsetzungsvermögen und Empathie zu finden. Das Coaching unterstützt sie dabei, ihren individuellen Führungsstil zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Dabei spielt die emotionale Intelligenz – also das bewusste Wahrnehmen und Nutzen von Emotionen – eine zentrale Rolle.

Coaching-Inhalte:

  • Stärkung der emotionalen Intelligenz: Wahrnehmung und Ausdruck von Emotionen
  • Verbesserung der Konfliktfähigkeit und des Krisenmanagements
  • Umgang mit eigenen und fremden Emotionen im Arbeitsalltag

Beispiel: Als Führungskraft arbeiten Sie im Coaching daran, bewusster auf die emotionalen Bedürfnisse ihres Teams einzugehen. Sie lernen, wie Sie ehrliches Feedback geben, ohne als autoritär zu wirken, und bauen dadurch ein vertrauensvolleres Verhältnis zu ihren Mitarbeitenden auf.

Selbstreflexion und persönliche Weiterentwicklung
Führungskräfte sehen sich häufig auch persönlichen Herausforderungen gegenüber, sei es der Umgang mit Macht oder der Umgang mit eigenen Unsicherheiten. Systemisches Coaching bietet einen Raum zur tiefgehenden Selbstreflexion, in dem Führungskräfte über ihre Ziele, Werte und Potenziale nachdenken können.

Coaching-Inhalte:

  • Reflexion von Werten, Überzeugungen und Führungsrollen
  • Persönliche Ziele und berufliche Weiterentwicklung
  • Umgang mit Unsicherheiten und Ängsten in Führungspositionen

Beispiel: Eine Führungskraft, die nach einer Beförderung plötzlich mit Selbstzweifeln kämpft, erkennt im Coaching, dass sie unbewusst an ihren alten Rollenbildern festhält. Durch gezielte Übungen zur Selbstreflexion entwickelt sie mehr Selbstvertrauen und wächst in ihre neue Führungsrolle hinein.

 

#FORTSCHRITT Fazit

Führungskräfte sind das Rückgrat jedes Unternehmens. Ihre Art, Teams zu führen und Entscheidungen zu treffen, hat unmittelbare Auswirkungen auf die Motivation und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeitenden. Im systemischen Coaching lernen Führungskräfte, ihre eigene Rolle und ihr Verhalten im Kontext eines größeren Systems zu reflektieren. Sie erkennen, wie ihre Handlungen die Dynamik im Team beeinflussen und wie sie durch kleine Veränderungen im eigenen Verhalten große Effekte erzielen können. Führungskräfte, die psychisch gesund, selbstreflektiert und achtsam mit den eigenen Ressourcen umgehen, entwickeln eine höhere Resilienz gegenüber Stress und Veränderungen. Diese persönliche Resilienz wirkt sich nicht nur positiv auf das eigene Wohlbefinden aus, sondern stärkt auch die Resilienz der gesamten Organisation. Als Vorbilder schaffen sie eine Unternehmenskultur, die auf Stabilität, Anpassungsfähigkeit und langfristigen Erfolg ausgerichtet ist.

Das Ziel ist es, nicht nur die fachliche und strategische Kompetenz zu stärken, sondern vor allem die emotionale Intelligenz und die mentale Gesundheit der Führungskräfte und durch sie die des Teams zu sichern. Dies wirkt sich langfristig positiv auf das Wohlbefinden der Führungskräfte selbst, aber auch auf das Arbeitsklima und die Leistung des gesamten Teams aus. Mentale Gesundheit ist ein entscheidender Faktor für die Produktivität in einem Unternehmen. Gesunde Mitarbeitende sind engagierter, kreativer und in der Lage, Herausforderungen effektiv zu bewältigen. Wenn Führungskräfte auf ihre eigene mentale Gesundheit achten, setzen sie ein positives Beispiel, das die Teamdynamik stärkt. Eine gute psychische Verfassung führt zu weniger Fehlzeiten und höheren Mitarbeiterzufriedenheit, was wiederum die Leistungsfähigkeit des gesamten Teams steigert. Letztendlich profitieren Unternehmen durch eine gesunde Unternehmenskultur, die sowohl das Wohlbefinden der Mitarbeitenden als auch den Geschäftserfolg fördert.

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Theres Heinrich
Consultant und systemische Coachin

Sie besetzte Positionen im Business Development im Konzernumfeld und Stellen als strategische Projektleitung mit dem Fokus Organisationswachstum in einem IT-Unternehmen. Bei #FORTSCHRITT arbeitet sie in den Bereichen der Organisationsentwicklung. Geprägt durch ihre Tätigkeit als Sidepreneur liegen ihre Schwerpunkte auf den Themen Transformation, mentale Gesundheit sowie systemisches Coaching.

Theres Heinrich