Autor: Julius Fritz (Business Analyst #FORTSCHRITT)
-25.08.2025-
Zwischen Buzzword und Substanz: Thought Leadership ist mehr als ein Modebegriff. Es beschreibt den Anspruch, als Beratungsunternehmen Orientierung im Wandel zu geben – und Zukunft aktiv mitzugestalten. Entscheidend ist dabei, Wissen nicht nur zu teilen, sondern in handlungsrelevante Impulse zu übersetzen
Von der Beratung zum Leuchtturm: Thought Leadership in der Unternehmensberatung
Ständig reden wir von Wandel und Transformationsprojekten, die wir gemeinsam mit unseren Kund:innen in spannenden und innovativen Projekten verwirklichen. Worüber wir hingegen seltener reden, ist der Wandel unserer eigenen Branche; es ist heute nicht mehr nur unsere Aufgabe auf die Fragen von Gestern zu Antworten -Kund:innen erwarten Vordenker, die Entwicklungen frühzeitig erkennen, Orientierung bieten und neue Perspektiven aufzeigen. An genau dieser Stelle entsteht unser Anspruch nicht nur als Berater wahrgenommen zu werden, die punktuell spezifische Expertisen bieten kann, sondern auch als „Leuchtturm“ der in unsicheren Zeiten Orientierung und Weitsicht bietet. Vor diesem Hintergrund verstehen wir bei #FORTSCHRITT uns als Thought Leader, indem wir Impulse setzten, neue Perspektiven eröffnen und Organisationen dabei unterstützen, Transformationsvorhaben nicht nur zu bewältigen, sondern aktiv zu gestalten.
Mit der zeitgenössischen Überschwemmung von Anglizismen, gerade im Kontext unsere Branche, kann es schnell passieren, dass wertvolle Ansätze an Inhalt verlieren indem sie als Buzzwords hundertfach reproduziert und dabei oft nicht richtig verstanden werden. Es bestehet die Gefahr einer Verwässerung der Begriffe, die sie am Ende vollkommen entleeren. So auch bei dem Begriff des Thought Leadership; während er in vielen Kontexten inflationär verwendet wird, scheint es lohnend, einen genauer Blick auf ihn und seine inhaltlichen Dimensionen zu werfen.
Die Ursprünge des Begriffes lassen sich bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts finden, wenngleich der Begriff in dieser Zeit noch nicht zwingend mit Wissens- oder Meinungsführerschaft assoziiert wurde (Brady et al., 2025). Auch heute ist es schwer, einen definitiven Konsens im akademischen Diskurs zu identifizieren. Bei der Frage nach der konkreten Bedeutung des Thought Leaderships geht es also eher um eine paradigmatische Annährung als um eine abschließende Definition. Eine einflussreicher Ansatz, der in der akademischen Blase viel Zustimmung erfahren hat, findet sich bei Prof William S. Harvey (2021), der Thought Leadership als „[…] Knowledge from trusted, eminent, and authoritative sources that is actionable and provides valuable solutions for stakeholders..“ beschreibt (ebd.: 1) . Diesem Ansatz folgenden werden drei Dimensionen besonders deutlich:
- Erstens muss Thought Leadership auf vertrauenswürdigen und anerkannten Quellen basieren.
- Zweitens muss es Autorität beanspruchen, sprich mit einer gewissen Reputation verbunden sein.
- Drittens darf es sich nicht „im theoretischen“ verlaufen, sondern muss konkrete Handlungsoptionen für relevante Interessensgruppe aufzeigen.
Reputation als Vertrauensanker: Warum Beratungen Thought Leadership brauchen
Gerade in unserer, der Beratungsbranche, ist diese dritte Dimension von gesteigerter Relevanz. Als Beratung bewegen wir uns täglich in einem Feld, das der utopischen Vorstellung einer perfekten Volkswirtschaft von Adam Smith diametral gegenübersteht indem es von Informationsasymmetrien geprägt ist. Kund:innen können im Vorfeld einer Beauftragung oft nicht wissen, mit welchen Leistungen und welcher Qualität zu rechnen ist -Thought Leadership wird hier zu einem Signal der Verlässlichkeit (Harvey et al., 2017). Hier lässt sich hervorragend die Metapher eines Leuchtturm anbringen: Er steht stabil, strahlt weit und bietet Orientierung. Wer sich an seinem Licht orientiert kann problemlos in den sicheren Hafen navigieren. Die Möglichkeit der sicheren Navigation ergibt sich allerdings nicht alleine aus der Materialität des Leuchtturms oder der Kompetenz seiner Mitarbeitenden, sondern vor allem daraus, dass den kreuzenden Schiffen diese Kompetenz bewusst ist und sie daher wissen, wie sie mit ihm interagieren müssen. Die Kommunikation von Kompetenzen ist hier also einer der Schlüssel zum Erfolg. Vor diesem Hintergrund ist es für uns als Thought Leader von enormer Wichtigkeit, unseren Kund:innen ganzheitliche Einblicke in unsere Expertise, Innovationsfähigkeit und Problemlösungskompetenzen zu geben.
Die Vermittlung dieser Kompetenzen lassen sich in Anlehnung an Lange et al. (2011) auf die Bedeutung der Reputationsbildung für Thought Leader beziehen. Hier werden erneut drei Dimension identifiziert, deren Zusammenspiel die Reputation einer Organisation formen.
- Erstens lässt sich die percived quality identifizieren, hier geht es darum, wie die Qualität der Leistungen wahrgenommen wird.
- Zweitens ist die prominence, also die Sichtbarkeit der Organisation im spezifischen Feld hochrelevant.
- Darüber hinaus ist es drittens von Bedeutung, die favourbility, sprich die positive Bewertung durch diverse Stakeholder, zu stärken (ebd.).
Durch hochwertige Inhalte können alle drei Dimensionen gestärkt werden und so die eigene Position als Thought Leader stärken. Hier ist noch einmal zu betonen, dass es hierbei um das Zusammenspiel der Dimensionen geht. Ein zu einseitiger Fokus auf einzelne Dimensionen wird sich in jedem Fall kontraproduktiv auf die Eigendarstellung auswirken.
Mehr als nur Theorie: Thought Leaderhip im Einsatz
Ein anschauliches Beispiel für die Relevanz von Thought Leadership zeigte sich während der Corona-Pandemie. In dieser Phase kursierten unzählige Beiträge, die vor allem Meinungen oder kurzfristige Hinweise wiedergaben. Demgegenüber veröffentlichten einige Beratungen evidenzbasierte Analysen zu Lieferketten, Resilienzstrategien oder neuen Arbeitsmodellen. Diese Arbeiten fanden nicht nur Eingang in wirtschaftsjournalistische Leitmedien wie The Economist oder die Financial Times, sondern wurden in vielen Organisationen auch als Grundlage strategischer Entscheidungen herangezogen. An diesem Beispiel lässt sich deutlich erkennen, dass Thought Leadership über das bloße Wiederholen von Schlagworten hinausgeht: Es schafft Orientierung in unübersichtlichen Kontexten und trägt damit unmittelbar zur Handlungsfähigkeit von Unternehmen bei.
#Fortschritt-Fazit: Substanz statt Buzzword
Zusammenfassend kann so festgehalten werden, dass Thought Leadership kein weiteres „Buzzword“ im Blumenstrauß der Anglizismen sein muss. Richtig verstanden und angewandt versteckt sich hinter dem Begriff ein mächtiges Werkzeug, das als strategisches Instrument dazu dienen kann organisationale Identität und Außenwirkung so in Einklang zu bringen, dass Langfristig das Vertrauen und die Legitimität der Organisation gestärkt werden kann.
Was meinen wir also, wenn wir „von Beratung zum Leuchtturm“ sprechen? Es ist unser Anspruch, nicht nur akute Lösungen zu bieten, sondern darüber hinaus Orientierung geben. Wenn Sie ihre Transformation mit einem Partner gestalten möchten, der den Kurs kennt und den Weg mit ihnen geht, dann lassen Sie uns ins Gespräch kommen!
Wenn Sie diesen Beitrag zitieren möchten, nutzen Sie gerne folgende Quellenangabe:
Fritz, J.,(2025). Von der Beratung zum Leuchtturm: Thought Leadership in der Unternehmensberatung. FORTSCHRITT GmbH. Von der Beratung zum Leuchtturm: Thought Leadership in der Unternehmensberatung – Fortschritt
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Brady, U., Kuria, K., & Bell, R. L. (2025). Thought Leadership on the Revolutionary Developments in Organizations. American Journal of Management, 25(1).
Harvey, W.S., Morris, T. and Müller Santos, M. (2017). Reputation and identity conflict in management consulting. Human Relations, 70(1) 92-118.
Harvey, W. S. (2021). Thought leadership and reputation building in management consulting. Management Consulting Journal, 4(2), 63–66. https://doi.org/10.2478/mcj-2021-0012
Lange, D., Lee, P. M., & Dai, Y. (2011). Organizational reputation: A review. Journal of Management, 37(1), 153-184.