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Autorin: Vanessa Völlmecke (Consultant #FORTSCHRITT)
- 06.02.2024 -

Im Zeitalter des ständigen Wandels und der globalen Vernetzung ist Retention Management (RM) weit mehr als nur eine HR-Initiative; es beschreibt ein tiefergehendes Verständnis der Bedürfnisse und Ambitionen der Mitarbeiter. Unternehmen müssen nicht nur darum kämpfen, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, sondern sie auch langfristig zu binden und zu entwickeln. Warum ist das so wichtig?

Werfen wir zunächst einen Blick auf die wahren Kosten der Fluktuation, warum RM unerlässlich ist und welche Ansätze des RM Unternehmen dabei unterstützen, Mitarbeiter zu halten und sogar zu begeistern und zu inspirieren.

Die wahren Kosten der Fluktuation

Mitarbeiterfluktuation hat weitreichende Folgen, die über die rein finanziellen Kosten hinausgehen. Die Verluste betreffen nicht nur das Team, sondern auch das kollektive Wissen und den Teamgeist.

Kostenrechnung:

Kosten des Rekrutierungsprozesses: Die Kosten für Stellenausschreibungen, Bewerbungsgespräche, Auswahlverfahren und Vertragsverhandlungen können erheblich sein.

Einarbeitungskosten: Der finanzielle Aufwand für die Einarbeitung eines neuen Mitarbeiters ist nicht zu unterschätzen. Von Schulungen über die Bereitstellung von Arbeitsmitteln bis hin zur Integration in die Unternehmenskultur fallen vielfältige Kosten an.

Produktivitätsverlust während der Einarbeitungszeit: Die Einarbeitungszeit geht oft mit einem Produktivitätsverlust einher. Neue Mitarbeiter brauchen Zeit, um sich einzuarbeiten und ihre volle Leistung zu erbringen. Gleichzeitig nimmt die Einarbeitung Kapazitäten der vorhandenen Belegschaft in Anspruch, die nicht mehr für das Tagesgeschäft eingesetzt werden können.

Die oben genannten Kosten beleuchten primär die finanzielle Perspektive. Der Verlust von Mitarbeitern kann sich aber auch negativ auf das Teamgefüge und den Teamgeist auswirken. Angesichts dieser Herausforderungen wird deutlich, warum RM nicht mehr nur als bloße Personalabteilungsinitiative betrachtet werden kann. Es ist eine strategische Notwendigkeit, die sich auf die individuellen Bedürfnisse und Ambitionen der Mitarbeiter konzentriert. Dabei gibt es verschiedene Ebenen, aus denen sich die Mitarbeiterbindung zusammensetzt.

Vier Ebenen der Mitarbeiterbindung

Abb. 1: Vier Ebenen der Mitarbeiterbindung

Perspektivische Bindung

Die perspektivische Bindung bezieht sich auf die gemeinsame Zukunftsvision von Mitarbeitern und Unternehmen. Mitarbeiter, die eine klare Perspektive für ihre berufliche Entwicklung innerhalb der Organisation sehen, neigen dazu, langfristig gebunden zu bleiben.

Emotionale Bindung

Emotionale Bindung entsteht, wenn Mitarbeiter tief mit ihrem Unternehmen verbunden sind, sich zugehörig fühlen und mit dessen Werten identifizieren. Es geht um mehr als nur eine funktionale Beziehung; es schafft aktive Teilhabe an der Unternehmenskultur und fördert langfristiges Engagement sowie Loyalität der Mitarbeiter.

Rationale Bindung

Die rationale Bindung basiert auf sachlichen Aspekten wie Vergütung, Benefits oder Arbeitsbedingungen. Mitarbeiter entscheiden rational, im Unternehmen zu bleiben, indem sie objektive Faktoren wie Gehalt und Arbeitsumfeld berücksichtigen.

Normative Bindung

Die normative Bindung beruht auf gemeinsamen moralischen Werten zwischen Mitarbeitern und dem Unternehmen. Mitarbeiter bleiben, weil sie sich stark mit den Unternehmenswerten und der Mission identifizieren. Es geht um die Übereinstimmung individueller Überzeugungen mit den ethischen Grundsätzen des Unternehmens.

Die aktuelle Gallup-Studie zeigt, dass die Mitarbeiterbindung auf dem niedrigsten Stand seit 10 Jahren ist (Gallup, 2022). Es ist also höchste Zeit, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Wir haben einige konkrete Handlungsempfehlungen, die Sie als Führungskraft umsetzen können, um die Mitarbeiterbindung zu stärken.

Handlungsempfehlungen zur Mitarbeiterbindung


1. Die Kunst der individuellen Kommunikation:

Personalisierte Kommunikation ist entscheidend für eine starke Mitarbeiterbindung. Nutzen Sie nicht nur das Format der Teambesprechungen, sondern führen Sie auch regelmäßige Einzelgespräche, um ein umfassendes Verständnis für die individuellen Ambitionen und Herausforderungen Ihrer Mitarbeiter zu entwickeln. Darüber hinaus ist die Implementierung klarer Karrierepfade und die Unterstützung der beruflichen Weiterentwicklung Ihrer Mitarbeiter von großer Bedeutung.

2. Gamification im Arbeitsalltag:

Spielerische Elemente sind nicht nur für Kinder geeignet, sondern können auch die Mitarbeiterbindung stärken. Durch die Förderung einer positiven Teamkultur mittels Teamaktivitäten, Wettbewerben, Teamspielen, gemeinsamen Erfolgen und Anerkennung können Unternehmen die Mitarbeitermotivation und den Teamgeist verbessern. Die Handlungsempfehlung lautet klar, spielerische Elemente gezielt in den Arbeitsalltag zu integrieren, um diese positiven Effekte zu verstärken.

3. Agiles Arbeitsumfeld:

Flexible Strukturen sind heute keine Modeerscheinung mehr, sondern werden von Mitarbeiter geschätzt, die agiles Arbeiten und kurze Entscheidungswege bevorzugen. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, empfiehlt es sich, agile Arbeitsmethoden einzuführen, um schneller auf Veränderungen reagieren zu können. Dabei ist es wichtig, den Teams Autonomie und Entscheidungsfreiheit zu gewähren. Schauen Sie dafür gerne bei unserer Studie „Die Zukunft der Arbeit - New Work als Heilsbringer?“ vorbei, um mehr über die Bedeutung von Freiheit und Selbstverantwortung im Arbeitskontext zu erfahren.

4. Integration in das Unternehmensgeschehen

Es ist ratsam, Ihre Mitarbeiter aktiv in das Unternehmensgeschehen zu integrieren. Hierzu empfiehlt es sich, langfristige Unternehmensziele transparent zu kommunizieren und aufzuzeigen, wie die Mitarbeiter daran beteiligt sind. Ein weiterer Schritt ist die gemeinsame Entwicklung von Team- und Unternehmenswerten sowie die Ausarbeitung gemeinsamer Leitlinien. Durch die Förderung gemeinnütziger Aktivitäten und sozialen Engagements kann zudem ein gemeinsames Verständnis von gesellschaftlicher Verantwortung geschaffen werden. Dies trägt nicht nur zur Stärkung der Mitarbeiterbindung bei, sondern fördert auch ein gemeinsames Unternehmensverständnis und Teamzusammenhalt.

5. Reverse Mentoring:

Ein effektiver Ansatz zur Förderung von Wissensaustausch und Engagement besteht darin, Hierarchien aufzubrechen und Reverse Mentoring zu ermöglichen, bei dem erfahrene Mitarbeiter von jüngeren Kollegen lernen. Die Empfehlung lautet, ein Reverse-Mentoring-Programm zu etablieren, das gezielte Lernmöglichkeiten zwischen erfahrenen und neuen Mitarbeitern schafft. Diese Initiative fördert nicht nur den gegenseitigen Wissensaustausch, sondern stärkt auch das Engagement, indem sie eine dynamische und kollaborative Lernkultur im Unternehmen unterstützt.

Homeoffice als Treiber der Mitarbeiterbindung

Die Einführung von Homeoffice ist mittlerweile kein Alleinstellungsmerkmal oder Begeisterungsfaktor mehr; es kann jedoch weiterhin als Chance betrachtet werden, um die Mitarbeiterbindung zu stärken. Die Flexibilität von Homeoffice ermöglicht es Unternehmen nämlich, besser auf individuelle Bedürfnisse und Lebenssituationen einzugehen und ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen.

Handlungsempfehlungen für die Zusammenarbeit im Homeoffice

Virtuelle Kultur fördern: Schaffen Sie eine virtuelle Kultur, die die Teambindung stärkt. Virtuelle Teamaktivitäten und regelmäßige virtuelle Teammeetings fördern den sozialen Zusammenhalt.

Nutzen Sie digitale Kommunikationsplattformen: Investieren Sie in digitale Plattformen, die eine effektive Kommunikation und Zusammenarbeit ermöglichen. Tools für virtuelle Meetings, Chat und Projektmanagement bilden die Grundpfeiler für eine effiziente Zusammenarbeit.

Digitalen Ideenaustausch fördern: Ermöglichen Sie den digitalen Austausch von Ideen und Innovationen. Virtuelle Brainstorming und Online-Plattformen für das Ideenmanagement können dem kreativen Prozess einen Rahmen geben.

#FORTSCHRITT-Fazit:

Retention Management ist keine statische Checkliste, sondern ein dynamischer Prozess, der ein Verständnis für die individuellen Bedürfnisse und Ambitionen der Mitarbeiter erfordert. Die Kosten der Fluktuation unterstreichen eindringlich die Notwendigkeit dieses Ansatzes. Durch personalisierte Kommunikation, spielerische Elemente, Reverse Mentoring sowie agile Arbeitsstrukturen können Unternehmen proaktiv eingreifen und einen Beitrag dafür leisten, Mitarbeiter nicht nur halten, sondern sie zu echten Botschaftern ihres Unternehmens zu machen. Dies kann durch eine gezielte Förderung der perspektivischen, emotionalen, rationalen und normativen Bindung erfolgen.

Wir laden Sie herzlich dazu ein, gemeinsam mit uns eine umfassende Bewertung Ihrer Organisation durchzuführen. Gerne identifizieren wir spezifische Stellschrauben, die Sie gezielt für eine nachhaltige Mitarbeiterbindung nutzen können. Kontaktieren Sie uns noch heute, um Ihre Organisation auf den Weg zu einer stärkeren Mitarbeiterbindung zu bringen.

 

Wenn Sie diesen Beitrag zitieren möchten, nutzen Sie gerne folgende Quellenangabe:

Völlmecke, V. (2024, 6. Februar). Strategisches Retention Management. FORTSCHRITT GmbH. https://fortschritt.co/blog-de/320-strategisches-retention-management 

Autor
Vanessa Völlmecke

Consultant der Think-Tank-Beratungsgesellschaft #FORTSCHRITT

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Vanessa Völlmecke ist Consultant bei der Think-Tank-Beratungsgesellschaft #FORTSCHRITT.

Nach Stationen im mittelständischen bis hin zum akademischen Umfeld ist sie nun für #FORTSCHRITT in den Bereichen der Organisationsentwicklung und neuer Arbeitswelten tätig.

Geprägt durch ihr Studium der Wirtschaftspsychologie liegen ihre Schwerpunkte auf den Themen Agilität, Kommunikation und emotionale Führung.

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